Vor einigen Monaten hatte ich die große Freude und das Vergnügen, diese beeindruckende Ausstellung des Künstlers Gero Hellmuth zur Förderung der deutsch-polnischen Freundschaft in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin zu eröffnen und zu bewundern – wenn auch leider nur für einen Abend. Ich freue mich deshalb sehr, dass die Kunstwerke in Singen nun einem noch breiteren Publikum vorgestellt werden. Was mich sehr bewegt hat, ist die besondere Herangehensweise des Künstlers an ein schwieriges Thema. Diese Ausstellung ist ein Gesamtkunstwerk, das nicht nur von den Bildern und Plastiken Gero Hellmuths lebt, sondern mit einem Theaterstück und einem musikalischen Auftragswerk alle Sinne anspricht. So regt die Ausstellung auf viele Arten dazu an, sich einerseits mit den Geistern der Vergangenheit auseinanderzusetzen – dafür stehen besonders der Auschwitz-Zyklus und die Zahl „19“, die auf die Vernichtungslager und die Abgründe des letzten Jahrhunderts hinweisen. Gleichzeitig werden wir aufgefordert, über neue Wege zur Aussöhnung und Verständigung mit unseren polnischen Nachbarn nachzudenken. Dass Annäherung und Freundschaft nur möglich sind, wenn wir auch in schwierigen Zeiten immer wieder das Gespräch miteinander suchen – das ist das zentrale Thema des Künstlers, das auch in dem kleinen Theaterstück sehr schön zum Ausdruck kommt, in dem zwei junge Frauen sich mit den Folgen der Vertreibung von Polen und Deutschen auf ihr heutiges Leben auseinandersetzen und am Schluss eine überraschende Lösung finden.

Deutschland und Polen verbindet eine mehr als 1000-jährige Geschichte, die von vielen Gemeinsamkeiten, aber auch von vielen Höhen und Tiefen geprägt ist. Dass unser Verhältnis heute, 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, dank vieler gemeinsamer Gespräche und Projekte wieder gut und freundschaftlich ist, ist aber noch lange keine Selbstverständlichkeit. Wie fragil der Frieden sein kann, sehen wir an vielen Krisenherden auf dieser Erde. Auch gute Freundschaften müssen gepflegt werden. Wir müssen die deutsch-polnische Freundschaft immer wieder neu mit Leben füllen, denn sie ist ein zentraler Stützpfeiler für ein starkes Haus Europa. Wir wollen zeigen: Deutsche und Polen ziehen hier an einem Strang. Das bleibt eine Daueraufgabe, die die Politik allein nicht bewältigen kann. Dazu braucht es viele Menschen, die sich persönlich engagieren und helfen, Brücken der Versöhnung zu bauen. Menschen wie Gero Hellmuth, der mit seinen Kunstprojekten und mit dieser Ausstellung einen wichtigen Beitrag dazu leistet, die deutsch-polnische Freundschaft weiter zu stärken. Dafür möchte ich ihm sehr herzlich danken.

Dr. Heinz Riesenhuber MdB Bundesforschungsminister a.D. Präsident der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft, Berlin, 2015