In diesem Jahr, dem hundertsten Jahrestag der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens, denken wir besonders intensiv an die Geschichte unseres Landes, mithin auch an die Beziehungen zu unseren Nachbarländern. Über die Jahrzehnte hinweg waren diese sowohl von tragischen Zeiten als auch von Phasen intensiver Zusammenarbeit, auch im europäischen Kontext, geprägt. Im Jahr 2016 feierten Polen und Deutschland den 25. Jahrestag der Unterzeichnung des Vertrags zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit. Die vergangenen Jahre waren durch ein gemeinsames, dem Frieden verpflichtetes Wirken innerhalb der Europäischen Union gekennzeichnet. Stettin, als die größte Stadt des deutschpolnischen Grenzgebietes, spielt in diesen Beziehungen eine besondere Rolle. Hier befindet sich der Sitz der deutschpolnischen Euroregion Pomerania und des Multinationalen Korps Nord-Ost der NATO. Dutzende deutsch-polnische Projekte im Zeichen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sowie viele Jugendtreffen geben Anlass zu Optimismus. Doch lehrt die Geschichte, daß nichts ein für alle Mal gegeben ist – selbst die besten Beziehungen erfordern es, gepflegt zu werden. Wir sollten uns auch an die schmerzhaften Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte erinnern, denn Nationen, die sich nicht ihrer Vorfahren und ihrer Vergangenheit erinnern, verdienen keine gute Zukunft.

Deswegen habe ich mit Freude die Initiative begrüßt, eine Ausstellung des deutschen Künstlers Gero Hellmuth in meiner Heimatstadt Stettin zu organisieren. Die Thematik der Kunstwerke verkörpert den Geist der deutsch-polnischen Versöhnung und erinnert uns daran, wie zerbrechlich das menschliche Leben ist. Und auch daran, wie wichtig das friedliche Zusammenleben der Nationen ist.

Norbert Obrycki, Sejm-Abgeordneter der VIII. Kadenz (Abgeordneter des Sejm der Republik Polen) – Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten – Senator der VIII. Kadenz – 2006-2008 Marschall der Woiwodschaft Westpommern – 2006-2011 Abgeordneter des Woiwodschaftstags – 2004-2006 Direktor der Euroregion Pomerania