Ich freue mich sehr, dass wir in den schönen Räumlichkeiten der Philharmonie in Szczecin die Möglichkeit haben, die Ausstellung HIOB des deutschen Künstlers Gero Hellmuth vorzustellen. Die Ausstellung wurde bereits drei Mal bei unseren deutschen Nachbarn präsentiert, und Szczecin ist der erste Ort in Polen, wo das einzigartige künstlerische Projekt betrachtet werden kann. 1940 geboren, trägt Gero Hellmuth von Krieg und Flucht geprägte Kindheitserfahrungen in sich. Sowohl jene Erlebnisse als auch die ihn immer begleitende innere Aversion gegen Gräueltaten des Krieges, gegen Leid und Unrecht haben sein Schaffen geprägt. Auch in dieser Ausstellung setzt sich der Künstler mit der Problematik von Krieg und Leid auseinander. Der Zweite Weltkrieg und das daraus resultierende unermessliche Leid von unzähligen Menschen haben dazu geführt, dass die gegenseitigen Beziehungen Deutschlands und Polens in Trümmern lagen. Es brauchte viele Jahre schwerer Arbeit auf beiden Seiten sowie positives Engagement von vielen Menschen, damit die bestehenden Ressentiments und Vorurteile schrittweise abgebaut werden konnten. Langsam konnte das verlorene Vertrauen wiedergewonnen und eine friedliche Zusammenarbeit begonnen werden. Der Wendepunkt, der eine sichtbare Beschleunigung in der Verbesserung der gegenseitigen Beziehungen gebracht hat, war der Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in Polen und der Mauerfall in Deutschland. Diese Ereignisse eröffneten beiden Ländern den Weg zur vertieften Kooperation nach den Prinzipien des partnerschaftlichen Dialogs.
Die Ausstellung HIOB bezieht sich auf die biblische Gestalt des gottesfürchtigen Hiobs, der von Gott durch schweres Leid auf die Probe gestellt wird. Die Proben sollen Hiobs Liebe zum Schöpfer und seinen Glauben an den Sinn des Leidens auf den Prüfstein stellen. Letztendlich ergibt sich Hiob in den Willen Gottes und glaubt an seine Gerechtigkeit. Anschließend wird er für seine grenzenlose Liebe, für sein Vertrauen belohnt. Parallel zur Geschichte Hiobs reflektiert Gero Hellmuth in seinem aktuellen Bilderzyklus Kriegskinder das Schicksal unschuldiger Kinder, die durch Krieg tiefes Leid erfahren.
Für den auch als Bratscher wirkenden Künstler ist die Verbindung von bildender Kunst mit Musik von großer Bedeutung. Dank der engen Zusammenarbeit mit dem polnischen Komponisten Michał Dobrzyński werden dessen Streichquartette im Rahmen der Ausstellungseröffnung zur Aufführung kommen. Zudem wird die Geigerin Ewa Gruszka über Gemälde aus dem HiobZyklus improvisieren.
Die Werke von Gero Hellmuth sind zeitlos, universell und in ihrem Ausdruck sehr aktuell. Sie sind eine Mahnung, nicht zu vergessen. Gleichzeitig sind sie kein Manifest der Resignation, sondern vielmehr ein Zeichen der Hoffnung für die Zukunft. Das zentrale Thema des Künstlers ist die Annäherung und ständige Suche nach dem Gespräch, auch in schwierigen Zeiten. Nur so kann für unsere beiden Nationen eine friedvolle Zukunft in einem starken Europa gesichert werden.
Piotr Krzystek, Präsident der Stadt Szczecin, 2018