„…dass sie leben“

Ausstellung, verbunden mit der Uraufführung der gleichnamigen Kantate von Joseph Dorfman, St. Matthäus – Kulturforum, Berlin 2003

(Auszug)

…Der hier präsentierte „Auschwitz-Zyklus“ erscheint ohne die Vorarbeit im Hiob-Zyklus kaum denkbar. Auch hier formuliert der Künstler wieder jene persönliche, ins Unermessliche gesteigerte Krise, die ungezählte, in den Grundfesten ihres Gottesglaubens erschütterte Menschen zurückließ, haltlos, entwurzelt, irre geworden allem, wasSinn verhieß. Und doch spiegelt sich in den neuen Arbeiten Gero Hellmuths das Hoffen auf Möglichkeiten einerVerwandlung, zu einem Aufbruch ins Offene, aus dem Verstummtsein des mit der Häftlingsziffer Gezeichneten hinaus in ein neues Vertrauen „…dass sie leben“.

Es ist diese Zuversicht und das Streben nach einer Überwindung des Schreckens, die Gero Hellmuths Auschwitz-Zyklus und die von ihm inspirierte Kantate „…dass sie leben“ von Joseph Dorfman wie zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen lassen. Beide Werkestehen zueinander wie Spiegel, in deren Brennpunkt sich das Hesekiel-Zitat zu einem Credo verdichtet. So wie Gero Hellmuth in seinem Befreiungs-Triptychon, Herzstück des „Auschwitz-Zyklus´“, die Entwicklung von der Vernichtung des Menschen hin zu seiner Befreiung nachvollzieht, strebt Joseph Dorfman in seinerMusik nach einer Auflösung der Finsternis in Transparenz.

Das Besinnen auf die gemeinsamen Wurzeln, Verbindendes wie Trennendes in gemeinschaftlich ausgerichteten Kulturprojekten zum Thema machen, ist mehr denn je zentrale Aufgabe der heutigen Gesellschaft und erklärtes Ziel der evangelischen Kulturstiftung St. Matthäus. Die Förderung desChristlich-jüdischen Dialoges hat in diesem Zusammenhang oberste Priorität…

Georg Christhard Neubert, Direktor der Stiftung St. Matthäus

Kunstbeauftragter der Ev. Kirche Berlin – Brandenburg